Auf Reisen mit der dullen Griet

Eine Horde Spanier bahnt sich ihren Weg den Boulevard entlang hinunter zum Schiff, das am Strand wartet. Vielleicht ist es die „Pinta“, das Lieblingsschiff von Christoph Columbus. Beobachtet wird diese Szenerie von einem verschreckten Paar, Vater und Tochter, die genauso eindeutig in die Jetztzeit gehören wie die spanischen Gestalten ins 15. Jahrhundert. Die Zeit ist aus den Fugen, und der Mensch von heute blickt mit Grausen auf ein Geschehen, das ihm fremd ist. Derart könnte man die Grundstimmung der Bilder des Malers und virtuosen Zeichners Malte Brekenfeld (geboren 1966) beschreiben, dessen aktuelle Bilder seit gestern in der Galerie Art Fuhrmann in Rostock zu sehen sind. Neben den Bildern von Brekenfeld werden auch Arbeiten von Susanne Rast und Dirk Wunderlich gezeigt. Zusammen bilden die drei die Künstlergruppe MARFA. Gegründet wurde die Gruppe 2005 mit dem Ziel, vor allem Auftragsarbeiten im öffentlichen Raum zu erschaffen. In Erscheinung getreten ist sie u.a. bereits mit einer bronzenen Vicke-Schorler-Rolle in Rostock und Werken für die AIDA-Flotte. In der Ausstellung zu sehen ist das Gemeinschaftswerk „Die Frau des Tätowierers“. Daneben vertreten alle Beteiligten starke eigene Positionen. Brekenfeld ist der Fabulierer der Gruppe, der in großformatigen Zeichnungen verzweigte Geschichten entfaltet. Ein ums andere Mal begegnet dem Betrachter dabei die „dulle Griet“, die tolle Grete. Diese Figur stammt aus einem Gemälde von Pieter Brueghel d. Ä. und verweist darauf, dass bei Brekenfeld nicht nur Zeiten und Handlungsebenen Kopf stehen, sondern auch die Geschichte der Malerei. Der Sturm der Welt, der bei dem nahe Gnoien lebenden Brekenfeld exzessiv die Fläche füllt, findet sich bei Susanne Rast und Dirk Wunderlich aus Kneese in introvertierter Form wieder. Rasts Holzfiguren bestechen durch abweisende Wärme und eine Farbigkeit, die durch Zurückhaltung prägnant wird. Rätselhafte Flugkörper von Dirk Wunderlich zwischen organischer Form und technischer Ästhetik dominieren den Galerieraum im ersten Zwischengeschoss.

MATTHIAS SCHÜMANN