1987 |
Innnenarchitekt in Leipzig, Abendakademie Hochschule für Grafik und Buchkunst |
1996 - 97 |
Meisterschüler bei Prof. Werner Liebmann, Berlin
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2000 |
Galerie Hartwich, Sellin
Galerie am Alten Markt, Rostock |
2001 |
Parochialkirche, Berlin
Galerie Max-Samuel-Haus, Rostock |
2002 |
Galerie Stewner, Lübeck
Galerie Berlin, Berlin |
2001 |
Galerie am Alten Markt, Rostock
art Cologne (Galerie Berlin), Köln |
2009 |
Stipendiaten, Galerie am Alten Markt, Rostock |
Eröffnungsrede von Annette Winter,
Galerie Art Fuhrmann, 09.09.2011
Guten Abend!
Ich erzähle Ihnen heute Abend eine Geschichte über Rando, und wie er die Welt sieht. Rando, das ist Rando Geschewski, Jahrgang 1963, wohnhaft in Rostock mit Atelier am Wiener Platz. Er ist kein Unbekannter in dieser Galerie und sicher kennen viele, die heute Abend hier sind, Rando Geschewski persönlich.
Ich kenne ihn erst seit kurzem etwas besser. Das kann schlecht sein und auch gut, mein Blick ist dadurch unverstellt und unvoreingenommen. Und ich muss sagen: Ich bin begeistert. Ich war im Atelier und hab mir die Gemälde, Grafiken und Fotografien angesehen und da hab ich ihn entdeckt: Rando und wie er die Welt sieht.
In den großen fotografischen Arbeiten hab ich ihn entdeckt, die einen sofort gefangen nehmen wegen ihrer Panorama-Größe, Ihres Blickwinkels und Ihrer Machart. Um eine Mittelachse herum entfalten sich da parabelförmig gekrümmte Landschaften und Innenräume von schwelgerischer Schönheit und Vielfalt. Und mittendrin: Rando! Am unteren Bildrand, ziemlich genau in der Mitte sieht man ein paar Schuhe, Randos Schuhe, stellvertretend für Ihn, ein Maßstab für die von ihm geschaffene Illusion. Man kann sich gar nicht satt sehen an der Virtuosität, mit der diese Fotografien entstanden sind. Sie sind zerlegt in viele kleine Fotos und dann wieder zusammengefügt. Seine Landschaften, Innenräume oder öffentlichen Plätze suggerieren, in Ganzheit dargestellt zu sein. Es scheint, als würde kein Detail des realen Ortes fehlen, aber vor allem die reale Größe im Bilde eingefangen worden sein. Ganz nebenbei lernen wir so von Rando Geschewskis Kunst, dass das Ganze eben nicht die Summe seiner Teile ist.
Die Fotos sind hier nicht ausgestellt, sie sind daher ein guter Grund, Rando Geschewski in seinem Atelier zu besuchen. Was in den Fotografien zum Ausdruck kommt findet sich aber auch in der Malerei. Wir finden auch hier wieder die Mittelachse und die parabelförmig gekrümmte Komposition, mit der auch hier wieder eine Ganzheit vorgetäuscht wird. In die Gemälde hat Rando Geschewski sich nicht hinein gemalt, als Schöpfer ist er aber mit dem Pinselstrich umso präsenter.
Die Gemälde begeistern noch viel mehr durch ihre intensive Farbigkeit und die Muster. Muster überall: Ranken und Blätter, Spiralen, Kringel und Punkte, Mäander und Rauten. Entweder existieren sie im Bild als malerische Erfindung oder Rando Geschewski integriert sie aus bedruckten oder gewebten Stoffen, die er als Malgrundlage verwendet. Aber was ist das, dieses Interesse an Mustern?
Muster grenzen sich von Bildern im klassischen Sinne dadurch ab, dass ihre narrative Funktion gegenüber der schmückenden Funktion in den Hintergrund tritt. Sie bauen weder zeitlich noch in der räumlichen Tiefe eine Illusion auf. Sie erzählen keine kontinuierliche Handlung und sind auf die Fläche beschränkt. Soweit die Theorie. Die Vorliebe des Menschen für einfache geometrische Elementarformen wird kunstpsychologisch mit der Notwendigkeit erklärt, aus der Vielzahl chaotischer Bildreize auswählen zu müssen. In dieser Vielzahl wirken Muster ordnend und vereinfachend. In ihrer typischen Wiederholung, bieten sie eine angenehme Struktur für das Auge. Muster sind aber auch Zeichen, die Inhalte symbolisieren können. Schon in steinzeitlichen Höhlenmalereien erkannte man die Tendenz zur Vereinfachung der Form z.B. einer menschlichen Figur oder eines Tieres, als malerische Abstraktion. Dahinter steht die Absicht, sich auf das Wesentliche einer Darstellung zu konzentrieren, um eine Erzählung zu verdichten. Andererseits finden sich Muster, bzw. Ornamente besonders oft in Kulturen, in denen z.B. ein religiöses Bilderverbot herrscht, wie im Islam. Der besondere Reichtum an Mustern dort steht quasi stellvertretend für den Reichtum an Geschichten oder des Göttlichen selbst.
Was machen also die Muster in Rando Geschewskis Bildwelten. Ganz einfach: sie sind ein Teil des Ganzen. Das Ganze, übersetzt als Makrokosmos besteht aus vielen eigenständigen Mikrokosmen. Diese Mikrokosmen führen in Rando Geschewskis Bildwelten ein Eigenleben, als Muster oder amorphe Form schweben sie im Bildraum und sind scheinbar noch im Wachstum begriffen. Meine Erklärung ist, dass die Muster die abstrakte Erweiterung von Rando Geschewskis Bildgegenständen sind. Dort wo in seinen Mikro- und Makrokosmen die Grenzen des darstellbaren erreicht werden, da taucht das Muster auf und spinnt seine Bildergeschichten ins Unendliche. Dabei kann dieses Fortsetzen der Bildergeschichten genauso an den Enden des Bildes wie
auch mittendrin geschehen. Rando Geschewskis Welt ist eine kreative Welt, sie ist nicht statisch, sondern schöpferisch.
Es kommt schon vor, dass ein schon fertig gesehenes Bild weiteren Metamorphosen unterzogen wird. Dann werden die Muster auch übermalt, ihre bis dahin nur gedachten Geschichte durch die Hand des Künstlers sichtbar gemacht.
Mit fast schlafwandlerischer Virtuosität behandelt Rando Geschewski auch die Farben. Er verwendet sie großflächig, setzt starke und kontrastierende Akzente, behandelt sie pastos und ritzt anschließend Strukturen hinein. Die Buntheit und Vielgestalt des Bildes, die so entsteht, verstärkt absichtlich das malerisch-schöpferische Chaos seiner Bildwelten. Die Farbe ist vor allem aber ein Emotionsträger. Stimmungen und Tendenzen werden so an die Oberfläche gezaubert, Abstruses und Überraschendes betont. In den hier gezeigten Gemälden von Venedig ist die Wirkung von Rando Geschewskis Umgang mit der Farbe wunderbar zu erleben. Die Stadt, die eine Projektion für Vieles und doch so real ist, wird als Welttheater in Szene gesetzt. Die Faszination, die die Gemälde Rando Geschewskis ausüben, rührt auch von ihrem ausgeprägten erzählerischen Wert, mit der er uns seine Version von der Welt darlegt.
Wie aber passen die hier gezeigten Zeichnungen dazu. Sie kommen ohne Buntfarbigkeit und Panoramablick aus. Muster finden sich auch hier: sie sind in Tuscheschichten geritzt. Diese Ritzungen finden sich zum Teil großflächig und nuancieren so den Hintergrund. Anders als bei den Gemälden, in den einen irrwitziges Konglomerat aus Landschaft, Tier, und Pflanze anzutreffen ist, haben die Zeichnungen die Figur zum Thema. Diese kann aus Märchen entlehnt oder real sein, etwa Models aus Zeitschriften zum Vorbild haben, den neuen „Märchenprinzessinnen“. Mit kreativer Freiheit verfremdet er populäre Protagonisten märchenhafter Geschichten wie Aschenputtel, in deren neuer Wirklichkeit die helfenden Tauben tot sind oder wie die sonst so tierliebe Rosenrot, die sich den Bären kurzerhand als Pelz übergeworfen hat. Rando Geschewski verwischt auch hier die Grenze zwischen Wirklichkeit und Illusion, er beunruhigt, irritiert, schockiert und macht sichtbar. Aber in seinen Zeichnungen geht es auch um Konkretisierung. Um die Konkretisierung des Physischen, um die Konkretisierung des Mimischen und auch des Räumlichen.
So bilden die Zeichnungen fast ein Gegengewicht zur Malerei und sind doch zwingender Teil des künstlerischen Schaffens von Rando Geschewski.
Wie die Gemälde und die Fotografien dienen die Zeichnungen der Sichtbarmachung von Rando Geschewskis Welt. Seine Bilder sind eine Einladung an Sie, diese Welt zu betreten, sich staunend umzusehen, von Farben und Formen verführen und zu unendlichen Geschichten anregen zu lassen. Ich wünsche Ihnen dabei viel Vergnügen!
Annette Winter |